Kultur des Widerstands: Seit 700 Wochen protestieren die Samstagsmütter in der Türkei

Am 25. August 2018 waren es 700 Wochen, seit die Samstagsmütter am Galatasaray-Platz ihren Protest gegen unglaubliche Menschenrechtsverletzungen in der Türkei aufnahmen.

Zu Beginn erinnerten Mütter, Schwestern und Ehefrauen an verschleppte, entführte und inhaftierte Angehörigen später, als nach 23 Jahren noch immer kein Lebenszeichen der geraubten Menschen zu vernehmen war, übernahmen auch die Kinder der Verschleppten die Last der Mütter und schlossen sich Freunde und Bekannte an, um den Verlust gemeinsam öffentlich zu machen. 2018 war die simple Forderung, Aufklärung über den Verbleib der Verschleppten zu bekommen, nicht nur in Istanbul, sondern in zahlreihen Städten rund um die Welt zu hören.

Das „Verschwindenlassen“ von Personen erinnert uns an die dunkelsten Zeiten der Österreichischen Geschichte, als niemand sicher war und die Schergen eines Unrechtsstaates ihr Unwesen trieben, während die Mehrheit solange zu schweigen gedachte, bis es zu spät war.

Heute ist dies ein von der UNO Menschenrechts-Kommission gebrandmarktes Verbrechen und damit ein Verstoß gegen internationales Recht:

„Im Sinne dieses Übereinkommens bedeutet ‚Verschwindenlassen‘ die Festnahme, den Entzug der Freiheit, die Entführung oder jede andere Form der Freiheitsberaubung durch Bedienstete des Staates oder durch Personen oder Personengruppen, die mit Ermächtigung, Unterstützung oder Duldung des Staates handeln, gefolgt von der Weigerung, diese Freiheitsberaubung anzuerkennen, oder der Verschleierung des Schicksals oder des Verbleibs der verschwundenen Person, wodurch sie dem Schutz des Gesetzes entzogen wird.“ (Vgl. BGBl. III Nr. 104/2012, Art. 2)

Der Kulturraum 10 erinnert beständig mahnend an die Geschichte und erachtet es zudem als notwendig, nicht nur vergangenes Unrecht aufzuzeigen. Vielmehr ist es für eine lebendige Kultur in einer modernen aufgeklärten Gesellschaft unabdingbar, sich Menschenrechtsverletzungen entgegenzustellen und eine Kultur des Widerstandes gegen diese Verbrechen zu stärken, denn die einzige Alternative dazu ist das Ende jeglicher Kultur freier und selbstbestimmter Menschen. Am Samstag den 25.08. fand auch in Wien am Stephansplatz, wie in fast allen Großstädten weltweit, eine Solidaritätskundgebung für die Samstagmütter statt und zeigte, wie viele Mitmenschen auch hier vor Ort von diesem unerträglichen Unrecht betroffen sind.

In diesem Sinne erklärt sich der Kulturraum 10 mit dem Protest der Samstagsmütter und all jenen solidarisch, die nicht aufgeben, diese Verbrechen anzuklagen und öffentlich zu machen.